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SCHATTENJAGD

by Start A Fire

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1.
Ich bin kälter als Schnee, der auf Gräber fällt, in denen die verrotten, die dachten, Schneid koste kein Geld. Mein Kopf aus Wachs und Wahnsinn kokettiert mit Kerosin. Erhitzt von Leuchtfeuern in Rot, bleibt nur ein Schmelztiegel im Irgendwo, doch auch Keramik bekommt Risse. So baut sich ein Gedanke auf, im Hauch des Augenblicks, schnellt schmetternd dann hervor: Die Lüge ist geboren. Ein Gedanke baut sich auf, im Hauch des Augenblicks, schnellt schmetternd dann hervor: Die Lüge ist geboren.
2.
»Ich bin das Wort. Ich bin das Wort des Herrn. Meine Stimme spricht Gericht. Was ich zu sagen habe, wofür ich Rechnung trage, ist mehr Verdammnis als Verzicht. Nun pass gut auf und lausche mir, von einem Gräuel bericht' ich dir. Hörst du zu? Lausche mir! Von einem Gräuel bericht' ich dir. Unter uns weilt die Schande (vergiftet im Verborgenen), schweift aus mit Sex und Sünde (es wird Zeit aufzustehen).« Die Seele schieben sie hinaus, mit Pauken und Trompeten. Die Kirche bleibt im Dorf, doch nun zählt Sterben oder Gehen. »Wider Gottes willen« – vernichtend, absolut. Kein Zweifel und kein Einspruch. Sauft rein, das blaue Blut. Ich hab' es selbst gesehen, ein Weltenbrand entsteht unter gellendem Getöse. Niemand da, der es versteht. »Hinterm Auge wohnt die Träne, und sie weint zu ihrer Zeit.« * Wie es denn wohl wäre, gäbe es Gerechtigkeit. »The stars are not wanted now; put out every one, Pack up the moon and dismantle the sun. Pour away the ocean and sweep up the wood; For nothing now can ever come to any good.« ** Ein Konstrukt aus Falschheit. Die Meute stürmt nach vorn, beseelt von tiefem Leid, »Welcome the perfect storm.« Die Jagd beginnt. *E. Mühsam – Mein Gefängnis ** W.H. Auden – Funeral Blues
3.
Hörst du die Stimmen, leise, das Flüstern in der Nacht? Patrouillen des Proletariats. Politik positioniert sich auf Brettern, die die Welt bedeuten und alle klatschen mit. »Hör mir zu! Ich bin Gott, hör mir zu! In deinen Adern fließt mein Blut. Ich bin das Keuchen unter deinem Fensterbrett, das Kratzen an der Tür. Und morgen früh – nur wenn ich will – wirst du wieder geweckt. Komm, zieh dich aus, zeig dich der Welt. Komm, zeig die Zähne und ich schlag sie dir aus. Ich bin Gott, hört mir zu! Lasst Steine auf den Bastard regnen.« »Die Claqueure stehen bereit. Und ihr klatscht alle mit.« »Er soll hängen, brennen, leiden. Tod auf dem Schafott.« Die Fratze wild verzerrt - der Geifer tropft vom Kinn - vernebeln wüste Worte jeden noch so klaren Sinn. Die Beutegreifer sind auf der Jagd, im Heimatrock auf der Suche nach Identität. Zerbrechen kranke Herzen aus Glas, hoch lebe die Inhumanität. »Was einst dein Dschungel, wird jetzt dein Zoo. Erinner' dich, gib einfach auf.«
4.
Immerschuld 02:37
In stillen Nächten, in tiefen Wäldern, in weichen Tränen, in finstern Tälern, in stillen Nächten, in tiefen Wäldern, in weichen Tränen, in finstern Tälern, dort fand ich dich dereinst und vergrub dich doch zuletzt. Ein Opfer meiner Angst allein und du fielst ihr anheim. Nun find' ich dich nicht mehr, Selbstachtung, du mein einzig Glück. Doch sollte ich einst wiederkehr'n, dann bring' ich dich in Messern mit. Ich bin ein wandelnder Leerlauf, ein grotesker Feigling auf der Flucht. »Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.«* Ich kapituliere. Rund um unser Treiben fliegen Sterne in den Wind und unsere Träume bersten, wie ein Feuerwerk geschwind. In klaffenden Wunden brennen etliche Punkte aus Salz, können niemals mehr gesunden, doch jeder Hilferuf verhallt. Ich renne los und jeder Hilferuf verhallt. *R. M. Rilke - Der Panther
5.
Kastagnetten klappern kakophonisch. Kein »Ich« außer mir. Ein Mahnmal für den Krieg in meinem Kopf. Ich will nicht funktionier'n. Am Anfang kamen alle an, mit Träumen in der Hinterhand, doch Tommy ist nun erwachsen und Villa Kunterbunt ist ausgebrannt. Und »D.E.A.D.R.A.M.O.N.E.S.« brüllt aus den Boxen: »Those long hot days just before the summer«*. Noch 'ne Minute dann gibt’s Luft. »It's our life, we do what we choose«*. »Black jeans, black shirt, black shoes«* als Mantra. »Save me from ordinary«*. Der Lebenswille längst verpufft. »Save me from myself«*. Ich hab geträumt von einem Weltenbrand, ein Rom in Flammen, wie im Julei. San Francisco 1906, eine Magdeburger Bluthochzeit. Und „Private Eye“ knallt aus den Boxen: »There's no ring on the phone anymore«**. Noch ne Minute, dann gibt’s Luft. »I passed out on the floor«**. »Smoked myself stupid«** nun als Mantra. »I'll be dead wrong«**. Und jeden Traum verschenkt im Suff. »And you'll be just fine«**. Und Wellen rauschen durch die Ohren, (Ein Bruch am höchsten Punkt der Welt.) wenn deine Lunge kollabiert. (Nie gewollt, doch selbst gewählt.) Kein Bilderwald, kein helles Licht. (Der Aufprall gnadenlos und hart.) Nur Feuer, das dein Geist verliert und es wird schwarz. * Modern Life Is War - D.E.A.D.R.A.M.O.N.E.S. ** Alkaline Trio - Private Eye
6.
7.
Ich habe Wasser in den Augen, die nächste Welle peitscht den Leib. Von oben starren Sterne. Mir fehlt ein Name und die Zeit. In meinem Kopf ist ein Klavier und auf den Zähnen knirscht der Sand. Strömung versus Stolz – an Land. Herz, du Biest, wann hilfst du mir? »Wir nehmen Abschied vom Schutz der Nacht.« Der Geist wird klar, doch bleibt verworren. Wessen Luft atme ich hier? Ist das Licht final erloschen? Gehört die Dunkelheit zu mir? Ich tauche ein ins Stimmenmeer aus ferner Zeit und Tiefenrausch. Rekonstruiere die Geschichte, die niemand jemals glaubt. Und Engelsstimmen aus dem Bauch fressen meine Seele auf. »`Ich habe Angst vor dieser Welt´, hast du so oft gesagt und `Was helfen schlaue Sprüche´ dachte ich und ich vergaß.« Geliebt und versteckt, gestorben, verletzt, doch das was mal war, zählt nicht im Jetzt. Ich habe einen Schwan gesehen, in weißem Federkleid. Prunkvoll war er, und stolz, und hat bitterlich geweint. Kollabierter Klang. Ist dies das Ende, bin ich verdammt? Und Engelsstimmen aus dem Bauch fressen meine Seele auf. »Du wirst dich allem, was du liebst entwinden. Und wirst, wenn dies dir bittern Schmerz erweckt, (...) den ersten Pfeil des Banns empfinden« * Doch reicht die Erkenntnis für sich? Und bin ich wirklich ich? *D. Alighieri – Die göttliche Komödie, Kapitel 85
8.
9.
»Komm an, komm endlich an.« Ein Wort, ein Bild, ein Einstieg. Simultan ins Haus, in dem wir wohnen. Vorbei am Cortex, »Hallo Neuronen«. Und es kommt an, ja, es kommt an. Rezeption im Rausch und ihr seid alle hier. Dort wo die Sprache nicht mehr wert ist, als der Nutzen, den sie birgt, dort will ich sein. Dort will ich bleiben bis zum Schluss, will leben, mich verlieren, und für immer endlos sein. Auf der Flucht vor Unheil. Auf der Flucht vor der Welt. Auf der Flucht vor Vergangenheit. Auf der Flucht vor uns selbst. Und das Kerbholz brennt jetzt lichterloh. Vergessen sind die Zeiten, als Lug und Trug das Abendmahl war’n – die Opfer sich aufreihten. Wo Fensterscheiben fehlen dürfen und Fassaden farbig sind, dort will ich sein. Dort will ich bleiben bis zum Schluss, will leben, mich verlieren, und für immer endlos sein. Und Sonnenstrahlen brechen durch, sie treiben uns aufs Feld hinaus. Umarmt, geküsst, geliebt und dann die Toten klammheimlich verbrannt. »Nimm dir die Zeit und nicht das Leben.« Mein Kopf zerplatzt und Gold läuft aus. Läuft auf all das Schwarz, sinkt ein in jede Pore. Besprenkelt all das, was du einmal warst. Und aus Pigmenten, wohl gewählt, gedeiht das erste Glück der Welt. Hier tut dir keiner weh, an diesem Fleck bist du das einzige was zählt. Dort wo die Sprache nicht mehr wert ist, als der Nutzen, den sie birgt, dort will ich sein. Dort will ich bleiben bis zum Schluss, will leben, mich verlieren, und für immer endlos sein.
10.
»Die Hoffnung ist ein mieses Schwein«, du kannst es drehen wie du willst. »Niewhcs seseim nie tsi gnunffoh eid. Die Hoffnung ist ein mieses Schwein.« Zwischen uns brennen Geschichten, doch niemand kann sie greifen. Von verlorenem Verstand und von Bergen voller Leichen. Von Abschied und Abschaum, von Absicht und Abart. Sie lassen mich frösteln bis ins Mark. Von Srebrenicas Genozid, von FGM aus Tradition, vom Ehrenmord aus falschem Stolz, vom Attentat im Bataclan. Der Mensch ekelt mich an. Das Gestern ausgelöscht, die Zukunft längst vertrieben, doch Hitlerjunge Melchior schreibt Bücher und schwingt Reden. Und wir fragen uns noch immer, ob wir's wagen, ob wir's sagen, es ertragen, oder doch lieber vertagen. Kein Geld für Brot und Medizin. Missbrauchte Seelen im System. Die Sklaven unserer Zeit ertrinken in Benzin. Der Mensch ekelt mich an. Und der traurige schwarze Mann steht noch immer an seinem Stand. Das Haupt gesenkt, das Glück verbannt und mit dem Blick im Niemandsland. Keine Lösung, nur der Pranger. Jeder bleibt für sich allein. Hab mich an jenen Halm geklammert: »Hoffnung ist ein mieses Schwein.« Lügen, heulen, lärmen, hetzen, lachen, witzeln, feixen, ätzen, schießen, schlagen, stoßen, stechen, morden, töten, brennen, brechen. Lügen, lärmen, feixen, hetzen, schießen, stoßen, morden, stechen. Diesen Wahn könnt ihr nicht messen, diese Schuld bleibt unvergessen. Der Titel des Stücks wurde entliehen von G. Anders
11.
Vor meinen Augen eine Straße, am Horizont wird’s hell. Noch eine Kurve bis zum Meer. Raus ins Licht und los. In sieben Tagen werd' ich schreien, wenn der Alltag mich erdrückt. Ein Leben, ein Ende, ein Anfang – mein Magen spielt verrückt. Doch eingepfercht im Paradies ist Garten Eden weit entfernt. 9.2.4.0., 9.2.4.0. – ein Höllenritt ins Glück. »Wir sitzen plaudernd Seit' an Seite und fühlen unser Herz vereint; gewaltig strebt das Boot ins Weite, und wir, wir ahnen, was es meint.«* In nur vier Tagen werd ich leben, von Lippen bis ich verhungert bin. Lass mich bloß niemals allein, ich habe Angst vor der Dunkelheit. Ich renne los. Zur Wüste nicht mehr weit, die Sonne wandert schnell. In einem Baum, ganz tief, steht »Freiheit«, doch wer sagt, dass ich sie will? Morgen werd ich stürzen, bis ich im Gold gelandet bin. Ich komm nach Haus. Ich komm zurück. Ich gehe nicht, ich gehe niemals. Ich sehe dich, ich renne los. Ich sehe nichts, ich sehe niemand'. Ich sehe dich, ich renne los Ich bin aus Stein, ich bin gelähmt. Ich sehe dich, ich renne los. Ich spüre nichts, ich schmecke nie was. Ich rieche Glück, ich renne los. *C. Morgenstern – Segelfahrt
12.
Glaubst du ernsthaft, dass das Licht noch leuchtet in einer Welt, die du erfunden hast? Eine Ewigkeit ist’s her, oder sieben Flaschen Wein, seit deine Worte Leben fraßen, doch der Krieg ist jetzt vorbei. »Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war. Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar.«* Ich bin des Teufels bester Freund, sein Liebhaber, die rechte Hand. Aus einem Tabernakel plumper Angst hast du das Brot geraubt, den Menschen in den Hals gestopft und selbst an nichts geglaubt. Versteckt unter Gewändern alter Zeit, hinter Gemälden voller Leid, liegt still verborgen der letzte Rest von Einigkeit. Komm, wir spielen russisches Roulette, nur du und ich. Nichts zu verlieren. In 130 Wochen ist vielleicht alles wieder gut, doch heute nicht. Kotzt aus, das blaue Blut. Und nun erwartet ihr, dass hier noch was passiert. Seid geil vor Gier und starr fixiert. Ein Altar aus Purpur-Gold ertrinkt in blinder Wut. Das Blendwerk deines Opferkults versinkt im Abendrot. Ein Schatten im Schein des Opferlichts. Sprich die Gebete - nur für mich! Die Messer sind gewetzt, der Totengräber lacht entzückt: »Heut gibt’s ein Schlachtfest« Und niemand da, den das entsetzt. Bei Null geht’s los, die Lüge aus. Die Monstranz entleert. Die Jagd hört auf. *J. W. Goethe – Faust
13.
Der Schnee ist schon geschmolzen, die Nerven nicht mehr blank. Alle Leuchtfeuer erloschen, mit letztem Gruß nach Nimmerland. Wo einst das Unglück seinen Lauf nahm, steht nun ein Monument, das niemand kennen kann, doch es strahlt hell am Firmament. »Schreib‘ Worte auf, mal' Bilder rein, denn nichts, gar nichts, darf je vergessen sein.“ Es liegt ein offenes Buch vor mir, doch ist der Inhalt ausradiert. Die Last der Worte, wie ein Stein, schlägt mir den Schädel ein: »Ich habe Gott verraten, wider jeglichem Stolz. Kein Seelenheil erfahren, doch erstrahlte alles in Gold. Für fünf Minuten. Nur für fünf Minuten. Dann schlug der Traum auf mich ein und alles Gold versank im Spiel der Zeit.“ Die Geschichte erzählt, das Monster enttarnt und doch ist nichts im Lot. Wer glaubt, dass Rache jemals Glück birgt, liegt falsch in seiner Wut. In diesen Worten steckt die Last, die einen um den Schlaf bringt. Ich kann sie nicht alleine halten, so hilf mir doch mein liebes Kind. Die Fanfaren erklingen in meinem Kopf. Und doch kriegt niemand mit, wie schamlos weiter Leid geschieht. In der Nacht des Wahnsinns saßen sie in der Wärme ihrer Straßen und gedachten allen Lebens, außer dem, das sie vergaßen. Und was auch um mich passiert, ich finde diese tiefe Traurigkeit nicht mehr. »Rings schlafen weit im Kreis die Menschen frei von Qualen. Die ersten Sonnenstrahlen erwecken Not und Schweiß. Vielleicht zeigt mir ein Traum das Glück und das der Erde. Ob er je Wahrheit werde; - Ich wag's zu hoffen kaum.«* *E. Mühsam – Dies ist der Erde Nacht

about

Twisted Chords | TC139 (www.twisted-chords.de)

ALEX - Schlagzeug | Perkussion | Stimme
DANIEL - Gitarre | Stimme
JAN - Stimme | Worte
MATHIAS - Bass | Stimme
SEBASTIAN - Gitarre

PHILIPP KOCH - Aufnahme und Produktion | Begleitstimme
JAN KERSCHER - Mix (ghostcityrecordings.com)
PHILIPP WELSING - Master (original-mastering.com)
AXEL KURTH - Gaststimme bei »Täterschmiede Zaubertrank«
MATHIAS BLOECH - Gaststimme und ergänzende Worte bei »Die Chance der unbestraften Unmenschlichkeit«
DAVID ARZT - Fotografie
ARNE HÜBNER - Fotomodell

credits

released February 10, 2017

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